Astra by Zahn Timothy

Autor:Zahn, Timothy [Zahn, Timothy]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: SF
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1990-01-01T00:00:00+00:00

18. Kapitel

Hafner schaute wie Barner zuerst nach oben zu dem unwahrscheinlich blauen Himmel hinauf. Bauschige weiße Wölkchen trieben über ihren Köpfen dahin und verschleierten gelegentlich die Sonne, die annähernd im Zenith stand. Es dauerte beinahe eine Minute, bis er sich von dem Anblick losreißen und sich auf das Dorf vor ihnen konzentrieren konnte.

Sein erster Eindruck war, daß sie vor einer Nachahmung der Altstadt von Jerusalem standen. Gebäude mit weißen Mauern und Kuppeln drängten sich an engen, gewundenen Straßen zusammen, während nicht weit von ihnen eine dekorative Mauer vor einem minarettähnlichen Turm stand. Natürlich entdeckte er auf den zweiten Blick unzählige Unterschiede zwischen diesen Gebäuden und allem, was er von der Erde her kannte. Die Formen und die Anordnung der Fenster, die komplizierten Verzierungen an Toren und Bogengängen, das schwache Leuchten der Wände waren eindeutige Hinweise darauf, daß sie sich in einer fremden Welt befanden.

Perez unterbrach als erster die Stille mit einem spanischen Satz, der gleichzeitig blasphemisch und ehrfürchtig klang. »Das ist unmöglich«, flüsterte er. »Der Himmel — wir befanden uns doch hundert Meter unter der Erde.«

»Er ist künstlich«, erklärte Meredith, und Hafner mußte unwillkürlich die Sicherheit des Obersten bewundern. Er selbst hatte den Himmel eine Minute lang angestarrt, ohne einen Fehler in der Simulierung zu entdecken. Natürlich war es eine Simulierung; es konnte nichts anderes sein. »Wahrscheinlich ein Hologramm oder etwas Ähnliches, das auf eine gewölbte Decke projiziert wird«, fuhr Meredith fort. »Es sieht aus, als hätten sich die Spinner für einen langen Aufenthalt hier unten eingerichtet.«

»Aber warum unter der Erde?« fragte der immer noch erschütterte Perez. »Warum nicht an der Oberfläche, wo sie natürliches Sonnenlicht haben konnten?«

»Wahrscheinlich wollten sie ihre Steaks ungestört braten.« Nichols nieste heftig. »Oder riechen Sie es nicht?«

Hafner schnüffelte vorsichtig. Er hatte die Gerüche, die die leichte Brise herantrug, nicht bemerkt, aber jetzt stellte er fest, daß Nichols recht hatte. Ein schwacher Geruch, der an verbranntes Fleisch erinnerte, herrschte vor; aber darunter entdeckte er Spuren von Jasmin, Schwefel und einer Kreuzung zwischen rostigem Eisen und Oregano. »Richtig«, stimmte er zu. »Es riecht, als hätte jemand eine Speisekammer in Brand gesteckt.«

»Auch der Geruch ist wahrscheinlich künstlich.« Meredith zeigte auf einen Fleck nackter Erde, den Hafner übersehen hatte. »Das war vielleicht ein Garten oder ein kleiner Park. Sie sehen selbst, daß alles, was hier gewachsen ist, längst verschwunden ist. Alles, was sich zersetzen konnte, hat das vor Jahrhunderten getan.«

Der Wind legte sich und setzte dann aus einer anderen Richtung wieder ein, wobei sich auch der Geruch veränderte. Hafner blickte in die Höhe; auch die Wolken hatten sich verändert. »Jemand hat sich unheimlich viel Mühe gegeben, damit die Arbeiter sich hier zu Hause fühlen.«

»Ja.« Meredith zeigte auf das Minarett. »Lassen wir eine Markierung an diesem Eingang zurück und sehen wir uns den Turm an. Ich möchte auch die Mauer begutachten.«

Barner fischte einen fluoreszierenden, orange-rosa gestreiften Stab aus seinem Tornister und stieg aus. Nichols nieste wieder und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum sie sich die Mühe gemacht haben, hier unten Mauern aufzustellen«, sagte er mehr zu sich selbst.

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